IMG 8199Einer der Gründe ist technisch. Die Aussage „Hockenheim geht dank der Schikane jetzt problemlos mit der Eichenbühl-Übersetzung“ war vielfach zu hören. Die ewig lange Parabolica in Sachen Topspeed zu entschärfen war die Idee des erfahrenen Rennleiters und Organisators Heinz Weber, der zusammen mit seinem Team des gastgebenden MSC Stuttgart einmal mehr eine Top-Arbeit ablieferte. So wie zum Beispiel den perfekten Zeitplan, der die nötige Aufenthaltsspanne auf ein Minimum reduzierte. Mit Training am späten Freitagnachmittag und den beiden Wertungs-Heats am Samstag, die mitsamt der Siegerehrung bereits um 12:40 Uhr abgewickelt waren und somit die Aktiven früh ins restliche Wochenende entließen. Innerhalb von nur 18 Stunden volle 60 Minuten auf der Strecke – das hat schon wirklich was!

Stichwort Strecke – um das Geschehen auf eben dieser wollen wir uns nun ab sofort kümmern. Aber nicht ohne zu erwähnen, dass wie gewohnt absolut fair miteinander umgegangen wurde. Ohne Rempeleien, Lackaustausch oder sonstige Vorfälle. Auch das Material spielte voll mit, erwies sich als standfest. Zumindest bei den Autos, nur bei den Zelten gab es am Freitag kleinere Sturmschäden zu beklagen. Was aber der allgemeinen Begeisterung keinen Abbruch tat. Übrigens bekleckerten sich die diversen Wetter-Apps Hockenheim betreffend nicht mit Ruhm und Ehre. Denn trotz äußerst unfreundlicher Voraussagen fanden alle 20-Minuten-Stints auf trockener Fahrbahn statt.  

Wie bei den Bergrennen auch zeigte sich die Gruppe A/F/CTC bis 1600 Kubik mit vier Startern stark und beständig. Lukas Friedrich holte sich im Honda Civic die Poleposition, benötigte 0,437 Sekunden weniger für seine schnellste Runde als Markus Fink mit seinem Citroen C2 VTS. Rang drei verbuchte Dieter Altmann im neuen ex-Rallye Citroen C2R2max für sich. Im Wettbewerb selbst drehte Markus Fink dann den Spieß um, war in der Addition der jeweils schnellsten Runde in Lauf eins und zwei 3,201 Sekunden flotter, sicherte sich damit den größten Klassenpokal vor Lukas Friedrich und Folker Fink (Citroen C2 VTS), dem erst letztes Jahr am Berg aktiv gewordenen Papa von Markus Fink. Folkers Podiumsplatz war übrigens eine enge Kiste, denn lediglich 561 Tausendstel zurück folgte Dieter Altmann als Vierter. Allerdings hatte dieser primär eigene Ziele im Visier: „Mir geht es ums Kennenlernen meines neu erworbenen Autos, ums Kilometermachen und ums Spaß haben. All das konnte ich in vollem Umfang verwirklichen“ erzählte er uns gut gelaunt.

A/F/CTC bis und über zwei Liter rannten in Hockenheim gemeinsam. An den Rängen in der zusammengelegten Klasse änderte sich zu keinem Zeitpunkt etwas. Dennoch rentiert sich ein genauerer Blick auf die Zeiten des Quartetts aus Gewinner Achim Kreim (Mitsubishi Lancer Evo 8), Klassen-Vize Ralf Orth mit seinem BMW 325i E36, der Dritten Maya Goldbach (Renault Mégane Coupé) und dem Vierten, Gaststarter Oliver Müller im BMW 325ci E46. Gab es in der Übungssitzung noch klar gestaffelte Abstände, so fuhr zum Beispiel Maya Goldbach im von Achim Kreim dominierten ersten Wertungslauf bis auf 0,537 Sekunden an Ralf Orth heran. Dieser seinerseits rückte unter diesem Druck im zweiten Heat Achim Kreim auf die Pelle, benötigte in seiner schnellsten Runde lediglich 29 Tausendstel mehr als der Mitsubishi-Pilot, der dieses Mal allerdings deutlich langsamer unterwegs war als in Lauf eins.

Bei den Rennern der Gruppen H/FS/E1 suchte man Autos mit 1600 oder weniger Kubikzentimeter-Motoren vergebens. Auch deshalb entsprach der Fight in dieser Abteilung dem Kampf um den Gesamtsieg. Für die Benchmark des Trainings sorgte Gaststarter Florian Bodin im Porsche 944 GTR Turbo mit 2:00,717. Damit lag er 1,428 Sekunden vor Marcel Gapp (BMW M3 E36), dem Christian Auer im E30 M3 BMW im Abstand von 1,283 Sekunden folgte. Allerdings lag eine große Unbekannte über diesen Resultaten. Denn Mitfavorit Patrick Orth, der seinen neu erworbenen Porsche 997 GT3 Cup erstmals ausführen wollte, musste sich zunächst um den Schmierkreislauf seines Renners kümmern, verpasste deshalb den Probeslot. Dank seiner Streckenkenntnis durfte er am Samstag trotzdem mitmischen. Die Gewöhnung an das Heckmotorfahrzeug gelang ihm rasant. Zwar musste Patrick die Leader-Rolle zunächst Florian Bodin überlassen, aber sein Rückstand betrug nur 32 Hundertstel. Die zwei Spitzenreiter knackten so ganz nebenbei auch die 2-Minuten-Schallmauer. Dahinter reihten sich Marcel Gapp, Christian Auer und Werner Weiß im Ford Escort RS 1800 ein. Bange Minuten hatte zwischen Run eins und zwei Patrick Orth zu überstehen. Am Bremssattel vorne rechts ging Flüssigkeit verloren. Zum Glück ließ sich schnell ein passendes Ersatzteil finden, die weitere Teilnahme war damit sicher gestellt. Patrick ließ den Porsche nun gewaltig fliegen, drückte den KW Berg-Cup Rundenrekord auf 1:58,895, was einem Stundenmittel von 138,5 km/h entspricht. Da Florian Bodin in der zweiten Wertungssitzung knapp über der 2-Minuten-Hürde blieb, konnte Patrick Orth mit einem Vorsprung von 1,544 Sekunden den Gesamtsieg des Hill & Track Auftaktes 2023 an seine Fahnen heften. „Mir hat es hier echt supergut gefallen, Veranstaltungen in diesem Format würde ich mir mehr wünschen“ gab er abschließend zu Protokoll, sprach damit wohl allen Teilnehmern aus der Seele. An den weiteren Platzierungen änderte sich nichts mehr. Subaru Impreza WRX STi Pilot Pascal Ehrmann und Alex Pleier im Opel Kadett C Coupé rundeten das Klassement auf den Rängen sechs und sieben ab.

Damit ist das Wesentliche aus Hockenheim berichtet. Ein Geheimnis konnte aber im badischen Motodrom nicht gelüftet werden. Nämlich die Beantwortung der Frage, warum trotz der für Bergrenner optimierten Streckenführung und Einteilung nach Hubraumklassen nicht mehr Berg-Cup’ler den Weg dorthin gefunden haben. Bleibt nur zu hoffen, dass sich der Teilnehmerschwund nicht zu stark auf die kommenden Berg-Events überträgt.





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