Spannung pur bis zum Schluss – und das ganz ohne künstliche Zutaten und Spannungsmacher – welch wohltuender Unterschied zu vielen anderen Rennserien! Hochmotivierte Piloten, die anspruchsvolle, nur 1,640 Kilometer kurze, schmale Sprintstrecke mit ihren schwierigen Kurvenkombinationen und engen Kehren sowie eine Prise typisches Eifelwetter ergaben genau den Mix, der Bergrennsport so attraktiv, faszinierend und fesselnd macht. Denn nach einem absolut trockenen Trainingssonntag mit besten äußeren Bedingungen begann es in der Nacht zum Rennmontag zu regnen, zum Rennstart pünktlich um 09:00 Uhr nieselte es noch leicht. Im ersten der vier Wertungsläufe hörten die Niederschläge auf, die Strecke begann abzutrocknen, Reifenpoker war angesagt. Die Spezialisten für schwierige, wechselnde Bedingungen nutzten die Gunst der Stunde, setzten sich in Szene und zogen in den drei anschließenden Läufen alle Register, um die erarbeiteten Positionen zu verteidigen – was nicht immer gelang. Führungs- und Platzwechsel waren an der Tagesordnung, auch in den Klassen des KW Berg-Cups.

Bei den Gruppe H 1150ern glänzte Olaf Katrimski (Fiat Uno) im ersten Heat mit der Bestzeit, musste sich aber schlussendlich Bernd Deutsch (P2 im Schneider Audi 50) und Tobias Klimsa (Schneider Polo 8V) beugen, der seinen fünften Wolsfeld-Klassensieg in Folge feiern konnte. Da der einzige 1150er 16V, der VW Polo von Jürgen Schneider, auf Platz drei liegend mit Getriebeproblemen die Segel streichen musste, ist das Klassenresultat auch das Ergebnis der 8-Ventiler Wertung.

Ganz anders der Verlauf bei den 1,3-Litern. Berg-Cup Neueinsteiger Markus Spöri nutzte den Traktionsvorteil seines Suzuki Swift 4WD mit einem exzellenten Beginn gekonnt aus, verwaltete danach den 2,5 Sekunden Vorsprung mit weiteren sehr ansprechenden Zeiten clever und sicherte sich seinen ersten Klassensieg am Berg. Die Routiniers Klaus Bernert – der die schnellste 1300er Einzellaufzeit setzte – und Franz Weißdorn (beide VW Polo 16V) belegten in der genannten Reihenfolge die Ränge zwei und drei. Nils Abb gewann im VW Polo die 1300er 8-Ventil Wertung.

Neue Variante bei den 1600ern. Der Berg-Gelegenheitsstarter Mario Fuchs stürmte auf noch feuchtem Geläuf im Daihatsu Charade Allrad an die Spitze des Feldes, wurde aber schon im zweiten Durchgang bis auf Position vier nach hinten durchgereicht. Ganz vorne entwickelte sich ein hartes Duell zwischen dem Vorarlberger Hans Paulitsch im Minichberger Scirocco (unser Foto) und Corsa Pilot Tobias Auchter, dem lediglich Frank Brügge (VW Golf 20V) zu folgen vermochte. Endgültige Entscheidung im letzten Run: Am Start verweigert der Corsa 16V von Tobias Auchter den Dienst – Ausfall. Hans Paulitsch gewinnt vor Frank Brügge, Mario Fuchs steigt als Dritter mit auf das Siegerpodest, als schnellster 8-Ventiler-Fahrer glänzt Stefan Faulhaber im Risse-Kadett auf Klassenrang vier.

Zu einem echten Krimi entwickelte sich das Rennen der mit 33 Startern Top besetzten 2-Liter Klasse – zumindest ab Platz zwei. Denn am deutlichen Sieg des siebenfachen KW Berg-Cup Champions Holger Hovemann im Opel Risse Kadett 16V gab es nichts zu rütteln, er führte vom ersten bis zum letzten Lauf, gewann auch die H-Gruppenwertung. Gewonnen hatte er mit seinem Team übrigens schon zuvor: Den Wettlauf mit der Zeit in der Woche vor Wolsfeld nach einem kapitalen Motorplatzer in Trier, ausgelöst durch einen Materialfehler in einem Zulieferteil, in einer Pleuelschraube. In weniger als einer Woche wurde bei Risse Motorsport ein neues Triebwerk gebaut, installiert und abgestimmt. Mit den Leistungsdaten des Vorgängers: Über 320 PS bei 10.400 Touren. Schon im Training hatte Norbert Wimmer im 8-Ventiler BMW 2002 angedeutet, dass mit ihm zu rechnen sei. Was er aber dann im Wettbewerb mit seinem 230 PS starken Renner zeigte, übertraf alle Erwartungen. Die eigentliche Sensation war dabei nicht sein zweiter Platz im ersten, noch feuchten Lauf. Sondern die Tatsache, dass er sich im weiteren Verlauf mit drei trockenen Durchgängen lediglich noch einem weiteren 16-Ventil Piloten geschlagen geben musste: Björn Wiebe, dem im Renault Clio Williams BWR drei superschnelle, ausgeglichene Zeiten gelangen, die ihm zu P2 auch den „Sofort-Hunderter“ der Berg-Cup Youngster-Wertung sicherten. Björns jüngerer Bruder André holte sich im Megane Maxi AWR Rang vier. Hansi Eller fuhr den neuen Minichberger Scirocco bei seiner Renn-Premiere souverän auf Platz fünf. Lediglich einen einzigen Testkilometer hatte man vor Wolsfeld damit zurück gelegt, trotzdem funktionierte das Auto auf Anhieb einwandfrei. Die weitere Reihung in den Top Ten lautete Peter Naumann (VW Polo G40), der im ersten Run mit Regenreifen leicht verwachst hatte, Regenspezialist Thomas Flik (Renault Clio Williams), Dirk Preisser (Opel Kadett C Frank 16V), André Schrörs (Talbot Lotus) und Dieter Rottenberger im BMW E36 318i STW. Auf dem KW 8V-Trophy Siegerpodest waren BMW-Treter Norbert Wimmer, Michael Rauch und Alex Konstanzer (beide Opel Kadett) anzutreffen.

Die Gruppe H über 2 Liter Hubraum gewann der Allgäuer Siegfried Hauff im Opel Kadett C Coupé mit „Big-Block“ vor den BMW Fahrern Thorsten König und Thomas Ostermann.

In der 1600er Klasse der Gruppen FS/E1/E2-SH setzte sich der Italo-Schwabe Egidio Pisano im VW Spiess Golf 16V souverän gegen die beiden Honda Civic von Rui Gonzalves und Thomas Krüger durch.

Abwechslungsreich gestaltete sich die 2-Liter Klasse dieser Gruppen. Anfangs führte „Golfer“ Fabian Schmitz vor Escort RS 2000 Pilot Bob Kellen und Gino Kruhs im Renault Megane Maxi. Der junge Saarländer steckte aber zu keinem Zeitpunkt auf und schaffte im letzten Sturmlauf die Wende, gewann knapp vor Fabian Schmitz und dem Luxemburger Rallye-Spezialisten Bob Kellen.

Ganz großes Kino auch in der hubraumstärksten Klasse der Gruppen FS/E1/E2-SH über 2000 Kubik. Der Auftakt entsprach dem Training: Der Topfavorit und Gesamtsieganwärter Bruno Ianniello aus der Schweiz setzte die Bestzeit im 650 PS starken Lancia Delta S4. Staunendes Aufhorchen aber bei der Zeit von Reto Meisel (CH). Der zweifache Deutsche Bergmeister zaubert unerwartet im heckgetriebenen Mercedes RM1 V8 1:05,375 auf die Piste, ist damit zweitschnellster Tourenwagen, lässt außer Ianniello alle Allrad-Boliden einschließlich Norbert Handa und Herbert Stolz hinter sich. Beide „Eilgenossen“ setzen auch im nächsten Durchgang Zeichen. Meisel wird noch eine Sekunde schneller, „Raketen Bruno“ brennt mit 1:01,633 einen neuen Tourenwagen-Streckenrekord in den Wolsfelder Asphalt. Spekulationen um einen Schweizer Doppelsieg machen die Runde. Dann der dramatische Schlussakt: Während Reto Meisel alle Register zieht und seine Zeit nochmals deutlich verbessert, klagt Bruno Ianniello über plötzliche Handlingsprobleme beim Einlenken, verliert rund sechs Sekunden. Meisel ist bis auf 64 Tausendstel-Sekunden an ihn heran gekommen. Im letzten Run des Tages versucht Reto noch einmal alles, geht die Strecke vehement und explosiv an. Aber sein Einsatz wird nicht belohnt, er touchiert mit dem ausbrechenden Heck die Leitplanke, muss den Mercedes abstellen. Dennoch: Beim Publikum hat er dick gepunktet, konnte neue Fans gewinnen. Bruno Ianniello rettet den Klassensieg und Gesamtrang drei. Jürgen Gerspacher (CH) fährt Brunos zweiten Delta S4 auf Position zwei, der amtierende deutsche Automobil Bergmeister Norbert Handa vervollständig als Dritter im Integrale Evo 3 den totalen Lancia Triumph in der Tourenwagen-Wertung.

Nach dem furiosen zweiten von insgesamt zehn Läufen zum KW Berg-Cup 2011 hat Titelverteidiger Holger Hovemann im Risse Kadett seinen Vorsprung im Gesamtranking und in der Division II ausgebaut. Polo-Treter Peter Naumann und Kadett-Pilot Dirk Preisser sind seine nächsten Verfolger in beiden Wertungen. Eng ist es in der Division I: Den Führenden, Manfred Konrad im VW Corrado, trennen nur 1,4 Zähler von seinem nächsten Verfolger. Und der kommt aus seiner Klasse, fährt einen VW Polo 16V mit Motorrad-Zylinderkopf, heißt Franz Weißdorn und ist seines Zeichens vierfacher Berg-Cup Gesamtsieger. Rang drei gehört im Moment nach zwei sehr guten Rennergebnissen Bernd Deutsch im Schneider Audi 50.

Fazit: Wolsfeld 2011 hat Laune gemacht. Und Appetit geweckt. Auf mehr. Auf Wolsfeld 2012, wenn in der Eifel Jubiläum gefeiert wird. Mit der 50. Auflage des Wolsfelder AvD/EMSC Bergrennens. Und auf den nächsten KW Berg-Cup Lauf: Das 38. Homburger ADAC Bergrennen auf der Käshofer Straße am 16. und 17. Juli 2011. Und auf alle anderen Berg-Cup Rennen natürlich. 





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