Festspiele finden in aller Regel in Festspielhäusern, Theatern oder Sälen statt. Glücklicherweise aber manchmal auch auf Naturrennstrecken. So wie am 13. und 14. Juli in Homburg, auf dem 2,6 Kilometer langen Bestzeit-Abschnitt der „Käshofer Straße“, deren 5 Meter breites Asphaltband zügig-selektiv einen schnellen Wechsel vom Saarland in die Pfalz ermöglicht. Ohne jegliche Grenzkontrollen, aber inklusive deutlich spürbarem Belagwechsel. Bei idealen äußeren Bedingungen ging die 40. Auflage der Traditionsveranstaltung des Homburger AC glatt über die Bühne, bot Aktiven und Fans 3 interessante Trainings- und 3 spannende Renn-Akte, denen in Umfeld-Details – ganz gemäß dem Jubiläumsgedanken – ein gewisser Touch von Nostalgie anhaftete.

Im Homburg-Festspielprogramm gilt unser Hauptaugenmerk natürlich dem Auftritt des KW Berg-Cup Ensembles, den wir uns nun genüsslich anschauen wollen. In der Reihenfolge, wie auch im Wettbewerb gestartet wird.

In der 1150er Klasse der Gruppe H sind die 8-Ventiler noch unter sich. Zwar hat der DMSB das Motorenreglement gelockert, aber zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Entscheidung ist der Homburg Nennschluss schon vorbei, die Zeit zum Reagieren zu kurz. In den Samstags-Probedurchgängen lässt Jürgen Heßberger im Fiat 127 Sport Martini Racing Tobias Stegmann noch den Vortritt, am Sonntag dreht der Malermeister aus Roßtal bei Nürnberg voll auf, setzt sich gleich in der ersten Auffahrt an die Spitze. Vor den beiden Schneider Audi 50 von Tobias Stegmann und Bernd Deutsch. Damit sind die Klassenpodiumsplätze vergeben, im restlichen Rennverlauf gibt es an der Spitze keine Änderungen mehr. Die Ehrenplätze 4 und 5 gehen an Volker Angelberger (Audi 50/P4) und Rolf Rauch (P5) im Fiat 128 Coupé. Peter Richter im Capricorn Polo und Gaststarter Edgar Reich (NSU TT) fallen der Defekthexe zum Opfer und scheiden aus.

Bei den 1,3-Litern geben im Training die 16V’s den Ton an. Hugo Moser setzt im giftgrünen VW Polo die Bestmarke, dicht gefolgt von Armin Ebenhöh im Minichberger Polo. Mit etwas Respektabstand folgt Manfred Konrad im VW Corrado, dahinter reihen sich Nils Abb und Christof Hörnig in ihren 8-Ventiler Polos ein. Am Sonntagmorgen präsentiert sich Armin Ebenhöh in Bestform, übernimmt 0,56 Sekunden vor Hugo Moser die Führung. Dahinter das schon bekannte Bild, das Manfred Konrad, Nils Abb und Christof Hörnig in der Verfolgerrolle zeigt. Diese Reihung hat auch im 2. Heat Bestand, an der Spitze vergrößern sich die Abstände etwas. Nur Christof Hörnig knabbert ein wenig vom Vorsprung ab, den Nils Abb im 1. Run herausfahren konnte. Im Finale will der Ölpumpen-Antriebsriemen des Konrad Corrado nicht mehr vom Saarland in die Pfalz, bei Posten 4 geht er von Bord, springt ab. Manfred stellt den Motor blitzartig ab und hofft nun, mit neuen Pleuellagerschalen und einem Ölwechsel davon zu kommen. Und mit einem neuen Antriebsriemen natürlich. Drücken wir die Daumen, dass bis zum Glasbachrennen am Corrado alles wieder wie geschmiert läuft. Nach diesem Vorfall ist der Endstand hergestellt: Klassensieg für Armin Ebenhöh vor Hugo Moser und Nils Abb, der zugleich 1300er KW 8V-Trophy Gewinner ist. Auf das Sonderwertungs-Siegerstockerl begleiten ihn Christof Hörnig als Zweiter und Markus Hülsmann (VW Golf) als Dritter.

Die 2-Liter Klasse steht ganz im Zeichen von Jörg Weidinger, der im Rottenberger BMW 318i E36 STW zu keinem Zeitpunkt auch nur den geringsten Zweifel an seinen Siegambitionen aufkommen lässt. Von Anfang an diktiert er das Tempo, legt in jedem Lauf mindestens 2 Sekunden zwischen sich und seine nächsten Verfolger, die im Verlauf der 3 Probedurchgänge mehrfach die Positionen tauschen. Roman Sonderbauer erweist sich final als schnellster des Restfeldes, liegt seinerseits aber nur knapp vor Björn Wiebe im Renault Wiebe Williams Laguna, Norbert Wimmer im 8-Ventiler BMW 2002 und Patrick Orth im BMW Frank E 30 320 iS. Am Rennsonntag wird das Spiel neu gemischt, allerdings nur von Platz 2 aufwärts. Jörg Weidinger bleibt das unangefochtene Trumpf-Ass. Roman Sonderbauer zieht die Verliererkarte, touchiert im ersten Run mit dem Ziegler Kadett 16V die Leitplanke, Homburg-Game over für den sympathischen Bundespolizeibeamten aus Grafling bei Deggendorf. Björn Wiebe schlüpft mit sehr ansprechenden Zeiten in die Rolle des Kronprinzen, rangiert auf Platz 2, Patrick Orth ist Dritter. Dahinter melden sich zwei Saison-Späteinsteiger respektlos und gekonnt zurück: Norbert Wimmer (P4) und Bernd Ehrle im 8-Ventiler Kadett C-Coupé als Fünfter. So bleibt es bis Rennende, auch wenn die Zeitabstände immer wieder variieren. Günter Göser (Kadett 16V) pirscht sich im Verlauf des Wochenendes bei seinem ersten 2013er Bergeinsatz bis auf Rang 6 nach vorne. Ihm folgen Christian Dümler (VW Golf 8V/P7), Thomas Flik im Renault Clio 16S Williams als Achter sowie Johann Hatezic (Opel Ascona B/P9) und Horst Wiebe im Renault Megane Maxi AWR auf Platz zehn. Auf das 2-Liter KW 8V-Trophy Siegerpodest fahren Norbert Wimmer (P1), Bernd Ehrle (P2) und Christian Dümler als Dritter. Johann Hatezic wird Sonderwertungsvierter, Position 5 sichert sich Hans-Dieter Seitz im Ford Escort RS 2000.

Den Siegerpokal der H-Dieselklasse holt sich der große Routinier Sepp Koller aus Bad Gögging auf seinem Alfa Romeo 147 JTD Cup im Handstreich mit gleichmäßig schnellen Zeiten.

In der H über 2000 Kubikzentimeter dominiert ein BMW. Christian Auer macht im klassischen M3 E30 die Pace, gibt die Schlagzahl vor. Von Trainingsstart bis Rennende sind die Plätze eins bis drei fest vergeben. Christian Auer heißt final der Sieger. Er gewinnt vor Norman Struckmann im Ford Escort Cosworth und Ralf Kleinsorg im BMW 316. War Franz Eberle im BMW M3 E36 am Samstag noch Vierter, so muss der Mindelheimer diese Position am Sonntag – mit einem Getriebeproblem hadernd – an Thomas Ostermann im 2-Ventiler 6-Zylinder Hartge BMW E30 abgeben. Franz bleibt Rang 5, Thomas sichert sich zusätzlich einmal mehr den Klassen-KW 8V-Trophy Siegerpokal.

Mangels Masse werden die 1150er und die 1,3-Liter Fahrzeuge der Gruppen FS/E1 zusammen gelegt. „Mister Berg-Cup“ Franz Weißdorn lässt im 1300er Polo 16V nichts anbrennen, ist bedingungslos im Angriffsmodus unterwegs, verbessert sich von Lauf zu Lauf, sprintet zum Klassensieg. Aber auch Motorenexperte Jürgen Schneider zeigt sich angriffslustig, bleibt im 1150er Schneider Polo in Heat eins und zwei erstaunlich dicht an Franz Weißdorn dran, verliert erst in der dritten Auffahrt durch Schaltprobleme den Anschluss, wird schlussendlich Zweiter. Robert Bauer (Polo 16V/1150 ccm) hält auf Position drei Hans-Peter Wiebe im 1,3-Liter Renault R8 Gordini in Schach, der am Ende Vierter wird.

Mehrfach stand in dieser Saison die 1600er FS/E1 schon im Brennpunkt des Interesses, präsentierte sich höchst spannend. Das ist in Homburg etwas anders. Die drei Probedurchgänge stehen im Zeichen von Tobias Auchter (Zöllner Corsa 16V) und Manfred Schulte im Citroen AX Sport Kit-Car. Nur 1,23 Sekunden trennen die Beiden. Zu Luxemburgs Canio Marchione, im Fiat 127 auf P3, klafft eine große Lücke, der schnelle Schweizer Martin Bächler hat im Training Feindberührung, tritt die Heimreise an. Canio Marchione vermisst sonntags gleich nach dem Start des ersten Wertungslaufes den Vortrieb, auch für ihn ist vorzeitig Schluss. Tobias Auchter und Manfred Schulte machen weiter wie gehabt. Tobias ganz vorn, Manfred gleich dahinter. Alle erwarten, dass es so bleibt. Aber auch Tobias Auchter kommt nicht ungeschoren davon. Beim Start zu Run 3 hat er urplötzlich keinen Antrieb mehr, mit laufendem Motor rollt der Corsa aus – vorbei. Bei Citroen Kundendienstmanager Manfred Schulte hält die Technik, er holt sich seinen ersten Berg-Klassensieg vor den Honda Piloten Thomas Krüger und Romain Pautler.

„Duo Infernale“, so wurden Peter Naumann und Klaus Bernert gerne bezeichnet, als sie bis Ende 2007 noch zusammen in der 1300er Gruppe H unterwegs waren. Nun könnte dieser Begriff wieder aufleben. Mit Hansi Eller im Minichberger Scirocco 16V als Peters neuem Partner beziehungsweise „Lieblingsgegner“. Bereits am Samstag beharken sich die Zwei beinhart, Hansi sichert sich in der letzten Auffahrt die „Pole Position“, 0,26 Sekunden vor Peter und 2,482 Sekunden vor Belgiens Gaetan Hayot im Lehmann Golf 16V. Genau so beginnt auch der Renntag, allerdings werden die Abstände kleiner. Zwischen Hansi und Peter liegt die Winzigkeit von 0,101 Sekunden, 1,571 Sekunden hinter dem Leader liegt Gaetan auf der Lauer, getreu dem Motto „wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte“. Doch soweit kommt es nicht. Im zweiten Heat bläst Peter Naumann im Polo Super Charger zur Attacke, verdrängt Hansi Eller von der Spitze, führt mit 0,185 Sekunden. Das ist kein wirklich dickes Polster. Der dritte und letzte Durchgang muss die Entscheidung bringen. Hansi Eller agiert konstant schnell. Peter setzt den Bremspunkt vor dem zweiten Brückchen etwas zu optimistisch, kommt in Probleme, muss ein ausbrechendes Heck einfangen, verliert dabei Zeit. Aber er rettet die Polo Karosse und Platz zwei, 0,82 Sekunden hinter Hansi Eller und 4,646 Sekunden vor Gaetan Hayot. „Wenn du gegen einen Hansi Eller fährst und gewinnen willst, musst du mit mindestens 100 Prozent Einsatz unterwegs sein. Und darfst dir dabei nicht den geringsten Fehler erlauben, weil er auch keine macht“ gibt Peter später zu Protokoll. Auf den Klassenplätzen vier und fünf laufen André Wiebe (Renault Clio/P4) und Jürgen Schuster im Wankelmotor Mazda RX 7 ein.

Bleibt noch die FS/E1 über 2 Liter, deren Resultat in der Regel auf den vorderen Rängen mit der Tourenwagen Gesamtwertung identisch ist. Das ist in Homburg anders. Warum? Wegen der Weidinger Festspiele eben. Doch der Reihe nach. Die Haupt-Titelaspiranten der Deutschen Berg Meisterschaft 2013, Klaus Hoffmann und Herbert Stolz, sind sowieso mit von der Partie. Eine Berg-Unbekannte ist Porsche Werksfahrer Timo Bernhard, der zum Homburg Jubiläum seinen 911 GT3 Cup aus der Deutschen Rallye Meisterschaft einsetzt. Und auch den mit reichlich Drehmoment und Allradantrieb gesegneten Mitsubishi Lancer EVO Piloten René Laubscher aus der Schweiz und Belgiens Urgestein Yanick Bodson eilt nicht unbedingt der Ruf voraus, Kinder von Traurigkeit im Umgang mit dem Gaspedal zu sein. Beim Betrachten der Trainings-Gesamtergebnisliste scheint noch alles „normal“ zu sein. Die schnellsten „Fahrzeuge mit Dach“ tauchen auf den Plätzen fünf bis acht auf. In der Reihung Klaus Hoffmann, Herbert Stolz, Timo Bernhard und Jörg Weidinger, Hans-Peter Eller ist Zehnter. Am Sonntag dann der Renn-Urknall. Jörg Weidinger drückt im 2-Liter Gruppe H BMW seine hervorragende Trainingszeit nochmals um fast eine Sekunde nach unten. Okay, das passiert immer wieder. Dass allerdings bei gleichbleibenden Bedingungen kein anderer Tourenwagen diese Marke knacken kann, ist außergewöhnlich. Im zweiten Run findet Jörg nochmals 0,703 Sekunden, bleibt vorne! Nur eine Handvoll Rennsport- und Formelfahrzeuge ist schneller. Erst in der letzten Auffahrt fängt ein hoch motivierter und alles gebender Klaus Hoffmann im Opel Astra V8 Coupé DTM Jörg noch um ganze 0,29 Sekunden ab. Jörg wird zweitschnellster Tourenwagen und Sechster Over All. Damit unterstreicht er eindrucksvoll die Qualitäten des BMW 318i STW seines KW Berg-Cup Teampartners Dieter Rottenberger. Und beweist seine fahrerische Extraklasse, die ihn neben vielen anderen Erfolgen zum zweifachen Berg-Europameister der Tourenwagen Kategorie I und zum Deutschen Automobil Bergmeister der Rennsportfahrzeuge gemacht hat. Das Klassenresultat der FS/E1 sieht Klaus Hoffmann als Sieger vor Herbert Stolz im Porsche 935 DP II und dem frisch gebackenen Papa Timo Bernhard, der nach Heat zwei bis auf 0,197 Sekunden an Herbert Stolz dran ist, sowie René Laubscher und Yanick Bodson.

Es sind nun 6 von 12 Läufen zum KW Berg-Cup Gruppe H 2013 gefahren. Noch ist kein sicherer Trend in Sachen Meisterschaftsfavoriten zu erkennen. Und das ist gut so. Schließlich soll der Spannungsbogen hoch bleiben. In unser aller Sinne. Bereits in knapp 14 Tagen, vom 26. bis zum 28. Juli, steht mit dem 18. Internationalen ADAC Glasbachrennen ein absolutes Saisonhighlight im KW Berg-Cup Kalender. Das Prädikat Europa Bergmeisterschaft wird ganz sicher weitere hochkarätige und illustre Starter auf die hochmoderne 5,5 Kilometer Strecke in Thüringen locken. Wie wird sich das KW Berg-Cup Ensemble dabei in Szene setzen? Gibt es die nächsten Festspiele? Wem werden sie gewidmet sein? Schauen wir es uns doch an, seien wir dabei. Live natürlich. Bis dann also!





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