Grenzen brauchen wir dazu nicht überschreiten. Denn wie wir alle wissen, ist die Borgloher Schweiz mit ihren Miniatur-Alpen in Niedersachsen zu finden. Und die Rede ist im nachfolgenden Text nicht vom anstrengenden Kraxeln mit Seil, Pickel und Haken, sondern vom rasanten Gipfelsprint in hochklassigen Renntourenwagen mit hochdrehenden Motoren. Das Ziel unserer Zeitreise ist das „41. Osnabrücker ADAC Bergrennen“, das am 16. und 17. August 2008 in Szene ging. Wie wir gleich lesen werden, brauchte es auf der 2,03-Kilometer-Strecke, die mit einer ultralangen Startgeraden beginnt, kein Drehbuch um vor vielen begeisterten Zuschauern Action und prickelnde Spannung auf die Bergbühne zu zaubern.

Dafür sorgten schon die Teilnehmer. In Sachen Unterhaltungswert einmal mehr an vorderster Front dabei: Die Aktiven aus dem KW Berg-Cup und dem NSU-Bergpokal. Im diesem gab es 2008 für die Familie Hofmann gleich zwei Podiumsplätze zu feiern. Junior Steffen gewann, Papa Gerhard sicherte sich Platz drei. Die ganz große Party der Hofmänner vereitelte Johannes Niedermann, der sich nach den vier Rennläufen als Zweiter knapp vor Gerhard behaupten konnte. Verlassen wir nun die Truppe der luftgekühlten Heckmotorautos und schauen in die fünf Hubraumklassen der Gruppe H. Bei den 1150ern zeigte Tobias Klimsa mit seinem VW Schneider Polo einen ganz starken Auftritt. Als einziger seiner Klasse schaffte er es viermal die Uhren unter der Marke von 1:10 anzuhalten. In der Addition gewann Tobias sicher vor dem Fiat 127 Martini Racing von Jürgen Heßberger (P2) sowie Franz Koob (P3/Fiat 128). Knapp fiel die Entscheidung im Kampf um den Sieg bei den 1,3-Litern aus. Klaus Bernert (P1) behielt in diesem um 1,513 Sekunden die Oberhand über Gerhard Moser (P2). Das Spitzenduo vertraute auf 16V-Motortechnik. Der schnellste 8-Ventiler-Pilot hieß Armin Ebenhöh, er stürmte bis auf Klassenrang drei nach vorne. Position vier war die Angelegenheit von Bernd Letmade. Alle bisher Genannten setzten einen VW Polo ein. Platz fünf holte sich Arne Schiermeister im Opel Risse Corsa. Überschaubar präsentierte sich damals das 1600er-Feld. Das Siegerpodest wurde zur eindeutigen VW-Sache. Im 20-Ventiler Brügge Golf gewann Lokalmatador Manfred Lewe nach rund 25 Jahren Anlaufzeit erstmals am Uphöfener Berg seine Klasse. Auf Rang zwei lief Dirk Pesch mit seinem ex-Thomas-Klingelberger Polo WRC Kit-Car ein, Dritter wurde Benjamin Bellingradt (Golf 8-Ventiler).

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Der technisch bedingte Ausfall von Top-Favorit Holger Hovemann, der in Führung liegend mit seinem Opel Risse Kadett C Coupé 16V die Segel streichen musste, mischte die 2-Liter-Karten neu. Marken- und Typenkollege Sebastian Schmitt setzte sich im Podest-Poker letztendlich durch. Er gewann in Osnabrück 431 Tausendstelsekunden vor Andreas Kokor (Ford Escort RS 2000 Mk1). Dieter Rottenberger (BMW 318i STW) stieg als Dritter mit auf das Podium. Rang vier holte sich im VW Minichberger Scirocco 16V Hansi Eller, Björn Wiebe fuhr mit seinem Renault Clio Williams 16V BWR auf Position fünf. Markus Wüstefeld hieß der Mann der Stunde in der Abteilung Gruppe H über 2000 Kubik. Im Mercedes 190E Evo II gewann er souverän vor dem von Peter Röllinghoff pilotierten BMW M3 Sport Evo 2,5 sowie Lutz Pfeil (P3/BMW M3 HPR). Die Klasse 34 umfasste 2008 die Fahrzeuge der Gruppen Freestyle (FS) und E1 bis 2 Liter Hubraum. Diese wurde zur Beute von Werner Kieser (Ford Escort RS 2000). Er gewann vor Thomas Stelberg mit seinem Opel Corsa A 16V. Ein absolut hochklassiges Duell lief bei den Boliden mit mehr als 3000 Kubikzentimetern ab. Norbert Brenner (Opel Astra DTM V8) und der Schweizer Reto Meisel mit seinem Mercedes-Benz 190 RM1 V8 Judd spornten sich gegenseitig zu absoluten Top-Leistungen an, rasten beide in den vier Wertungsläufen unter der 1-Minuten-Schallmauer den Uphöfener Berg hinauf. Das brachte sie sogar bis auf die Positionen vier und fünf der Gesamtwertung nach vorne. Mit dem besseren Ende für Norbert Brenner, der Reto Meisel 1,459 Sekunden hinter sich halten konnte.

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Den Gesamtsieg beim Osnabrücker Bergrennen durfte 2008 Uwe Lang (Osella PA 20S) an seine Fahnen heften. Marcel Steiner sprintete mit seinem Martini Mk77 als Zweiter über die Ziellinie, in seinem Windschatten folgte Jörg Weidinger (GP3) in einem weiteren Osella PA 20S Rennsportfahrzeug. Das Spitzentrio lag damals in einem Zeitfenster von nur 1,284 Sekunden zusammen. Zu den Gesamt-Top-Zehn zählten übrigens auch die KW Berg-Cup’ler Markus Wüstefeld, der als Achter zugleich bester Teilnehmer aus der Gruppe H war. Direkt hinter ihm folgten Basti Schmitt (GP9) und Andreas Kokor als Gesamt-Zehnter. Diese Betrachtung der Gesamtwertung zeigt uns auf, welch enorme Entwicklung das Osnabrücker ADAC Bergrennen seitdem durchlaufen hat, auf welch hohem Level es sich mittlerweile befindet. Hoffen wir, dass es 2021 – so wie alle anderen Berg-Events auch – wieder im gewohnten Rahmen stattfinden kann. Dafür drücken wir gemeinsam fest die Daumen.

Wer Osnabrück 2008 heute nochmals nachverfolgen möchte braucht sich dazu nicht ins Auto zu setzen. Es genügt der richtige Klick auf Tastatur oder Touchscreen. Der führt euch zielsicher zum neuesten, wie immer super gestalteten Video von „Berg-Fränky“ Frank Altstädt.

https://www.youtube.com/watch?v=ssy3kMnW0v8





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