Das hätten sich die Spezialisten des Pylonen-Racings sicher anders vorgestellt. Und vermutlich Norbert Wimmer selbst auch. Im Prinzip wollte er ja nur seinen BMW 2002 vor Eschdorf, wo ihn Teamkollege Christian Auer pilotieren wird, final testen. Eine Probefahrt sozusagen absolvieren. Aber kaum war der vielfache KW 8V-Trophy Gewinner auf dem Flugplatz-Parcours in Eggenfelden-Zainach unterwegs, legte er furios los, ließ bereits im Training mit seiner Zeit aufhorchen. Da im Probegalopp aber auch Hütchen im Spiel waren, hielt sich die Aufregung der Slalom-Spezies noch in Grenzen. Im ersten Wertungslauf fegt Norbert dann nochmals 2,13 Sekunden schneller über die 4,4 Kilometer lange Strecke, diesmal aber ohne Fehl und Tadel, alle Pins überstehen den Sturmlauf unbeschadet. Das ist die Führung in der H 2-Liter und Rang zwei Gesamt. Nur Mario Fuchs im 450 PS Mitsubishi Lancer ist fehlerfrei um nochmals 0,85 Sekunden schneller unterwegs. Großer Showdown dann im alles entscheidenden Heat Nummer zwei. Norbert Wimmer muss vorlegen, tobt voll motiviert über die Strecke, drückt seine Zeit aus dem ersten Run um 1,38 Sekunden nach unten. Aber diesmal steht eine Pylone auf seiner Ideallinie, er bekommt 3 Strafsekunden aufgebrummt. Dann sind die Boliden aus der Gruppe H über 2000 Kubikzentimeter an der Reihe. Mario Fuchs powert sich eine Hundertstelsekunde schneller als Norbert durch den Parcours, hadert aber mit zwei umgeworfenen Kegeln. Damit bleibt er hinter dem BMW. Slalom-Urgestein Hans-Martin Gass hetzt seinen frontgetriebenen Audi A3 TFSI in exakt der gleichen Zeit über die Flugplatzpiste wie Norbert den blauen 2002, lässt die Streckenposten dabei ohne jede Arbeit. Aber der Audi Pilot, der im ersten Run die Topzeit setzte, hatte sich dabei 2 Pylonen eingefangen, dieser Bürde kann er sich nicht mehr entledigen. So gewinnt Norbert im 220 PS starken BMW 2002 8-Ventiler die Gesamtwertung des 16. ADAC Flugplatzslaloms Eggenfelden mit 1,67 Sekunden Vorsprung vor Hans-Martin Gass und Mario Fuchs (+2,14). 

Den Gedanken, daraufhin in die Slalomszene abzudriften, verwirft Norbert sofort wieder. Den Slalom-Experten dürfte dies nicht wirklich unrecht sein, sie werden vermutlich noch oft an diesen Auftakt zur Deutschen Rennslalom Meisterschaft 2015 am 25. April in Niederbayern denken.

Tags darauf, am Sonntag, sitzt Christian Auer im BMW, wärmt sich für das European Hill Race auf. Auch er erzielt echt tolle Zeiten, pflegt aber in seinen Wertungsläufen ein etwas zu inniges Verhältnis zu insgesamt 3 Pylonen, die daraufhin schwach werden und einfach umfallen. Bereinigt man Christians Zeitenkonto um die dafür fälligen 9 Strafsekunden, würde er an die Spitze der 2-Liter Klasse springen, knapp 1 Sekunde vor dem tatsächlichen Sieger André Scheer im BMW 320 iS. Aber hätte, täte, wäre bringt nichts. Doch Christian kann beruhigt die Gewissheit mitnehmen, dass sein Speed stimmt. Und im luxemburgischen Eschdorf, beim Auftakt der 28. KW Berg-Cup Saison, da hat es keine Hütchen und auch keine Strafsekunden.

Zur Ehrenrettung der Pylonen-Racing Experten sei noch gesagt, dass sie sich am Sonntag rehabilitiert haben. Die drei besten des Gesamt-Rankings agieren in den Wertungsläufen komplett fehlerfrei und pfeilschnell. Mario Fuchs siegt vor Hans-Martin Gass und André Scheer.

Wann Gipfelstürmer und Pylonenracer wieder aufeinander treffen? Wir wissen es nicht genau, aber wir freuen uns auf alle Fälle schon jetzt diebisch darauf.